Das Boot

SV graskarpfen - SSR 5236 - Call Sign DHXF2 - MMSI 211 746 350 - Homeport Bremen

Unser 'graskarpfen' ist ein Katamaran der Zulassungsklasse A, also hochseetauglich für weltweite Fahrt. Wir haben 6 Kojen und zwei Bäder, einen Wassermacher und zur Energieversorgung Solarpaneele, einen Hydrogenerator und die Lichtmaschinen der beiden Dieselmotoren. Die Solarzellen liefern bei voller Sonne etwa 30 Ampere, das reicht um unsere Li-Ion Batterien zu laden, auch wenn der Kühlschrank läuft und diverse Elektronik am Leben gehalten werden muß. Auch der Autopilot kommt so gut durch eine Nacht, für mehrtägige Fahrten müssen wir allerdings mit der Maschine nachladen. Inzwischen haben wir einen Hydrogenerator von SailnSea gekauft und können beim Segeln bei einfachster Bedienung des Gerätes noch bis 15 Ampere (ab etwa 7 kn) generieren. So haben wir auch für Langfahrten ausreichend Energie, ohne die Motoren zu benötigen. Gekocht und gebacken wird mit Gas, eine 11kg Flasche reicht etwa 3 Monate. Wir haben davon zwei, mittlerweile mit allen erdenklichen Adaptern. Warmwasser gibt es, wenn der Motor läuft oder Landstrom angeschlossen ist. Süßwasser machen wir auf See selbst mit einem Wasserentsalzer, nur für Diesel müssen wir an die Tankstelle. Wir haben knapp 400l dabei, das reicht für mindestens 130h oder gut 600 Seemeilen ohne Wind. 

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Die Outremer segelt schon bei 5 Knoten Wind, je nach Kurs sind dann 3-5kn Fahrt zu machen. Zwischen 10 und 20kn Wind erreichen wir Durchschnittsgeschwindigkeiten von 7-9kn, bei stärkerem Wind und entsprechender Welle werden wir nicht mehr viel schneller, dann reffen wir, um das Material zu schonen. 

Im Gegensatz zu vielen anderen Katamaranen macht die Outremer durchaus eine gute Figur beim Kreuzen gegen den Wind. Wir schaffen je nach Seegang einen wahren Winkel zum Wind (TWA) von bis zu 48° (36° scheinbar AWA). Bis 15 kn wahrem Wind mit Code 0 oder Code D schaffen wir 80-90% der Windgeschwindigkeit, manchmal auch mehr. Danach muss die Selbstwendefock und das Groß alleine arbeiten, bis etwa 20kn scheinbarem Wind ungerefft. Hart am Wind gehen dann je nach Welle Durchschnittsgeschwindigkeiten von 7-10 kn, mit Halbwind 8-11 kn. Echte Vorwindkurse sind mit unserer Besegelung nicht so toll, schneller und komfortabler ist vor dem Wind kreuzen. Bei raumen Kursen kommt es oft zum Surfen auf den Wellen, dann sind 14-16 kn schnell erreicht, unser Topspeed für ein paar Sekunden war  23,4 kn. 

Technische Daten

Outremer 45 (transom extension / mit Heckverlängerung)
LWL 14.6m, LOA 15,4m
Beam / Breite 7.1m
Min draught / Tiefgang:  1m
Max draught / Tiefgang:  2.1m
Height / Höhe: HA 21m
Light displacement / Leergewicht: 8,700kg
Laden displacement / Max. gewicht 11,700kg
Aluminium mast, steel shrouds / Alu Mast, Stahlwanten
Mainsail / Groß: 69m², Jib / Fock: 39m² Hydranet
Code 0: 88m², Code D: 141m²
Segelmaße I=15,93 P=16,68 J=5,88
Water capacity: 400L, Watermaker 100L/hour
Diesel capacity: 340L + 80L reserve tanks
Sewage tank / Schwarzwasser: 63L
Engine battery: 70Ah x 2
Main battery Li-Ion: 410Ah bei 12V =
5kWh (1/20stel Tesla ;-)
Solar Panels 560W, 180-360W realisische Leistung
Hydrogenerator SailnSea, up to 200W (15A)
Engine: 2 x Volvo 20.9kW with 1000W generator each
Heating: 9kW Webasto
Autopilot: Hydraulic and a tiller Pilot for backup

Design Barreau & Neumann

Communication
B&G VHF, HF-Radio & Pactor 4 Modem, IridiumGo, EPIRB

Navigation
B&G with Navionics charts, Laptop with OpenCPN, some more GPS devices, Sextant, some paper charts

Wohnen, Kochen, Steuern. Living, cooking, steering.
Drei Doppelkojen und zwei Bäder. Three double beds and two bathrooms.

Toys & stuff

  • 3,6m Highfield classic  RIB with 15hp 2-stroke Mercury (=Tohatsu) outboard  
  • Paddle board 12 feet 
  • 2xScuba dive equipment with L&W  compressor  
  • Kiteboard with 9, 12 and 17m2 Kites       
  • 2xMountainbikes
  • Lots of tools
  • Kärcher high pressure cleaner
  • Fishing rod
  • 10 fenders
  • 2,6m gangway
  • 150m landline (old climbing ropes)

Eigenschaften eines Katamarans

Katamarane und Einrümpfer sind je nach Auslegung bei gleicher Länge ähnlich schnell. Durch die schmalen Rümpfe, die etwa ab einem Breite/Länge Verhältnis von 1:8 (Outremer 45 1:10) nicht mehr der Begrenzung durch die Rumpfgeschwindigkeit (in unserem Fall etwa 9kn) unterliegen, kann der Kat allerdings bei günstigen Bedingungen höhere Geschwindigkeiten erreichen, als Verdränger mit einem Rumpf. Je nach Rumpfform kann der Katamaran bei hohen Geschwindigkeiten partiell gleiten, das trifft insbesondere auf Konstruktionen mit flachem Kiel und Schwertern zu. Seine Stabilität erhält der Kat durch die Breite und sein Gewicht. 

Das aufrichtende Moment darf keinesfalls überschritten werden, ein gekenterter Kat ist verloren. Typischerweise nutzen die Reffvorschriften höchstens 25% der Stabilität aus. Geht man darüber hinaus, so ist zu beachten, dass die Kräfte im Quadrat des Windes zunehmen und die Wellen auch eine Rolle spielen. Wenn also die Reffgrenze für Vollzeug 18kn beträgt und das 25% der Stabilität bedeutet, so sind bereits bei 25kn fast 50% erreicht - und ab da wird es definitiv heikel. Segeln auf einem Rumpf ist keine Option, dafür ist die Outremer leider nicht gebaut. Also, unter Autopilot nicht über die Reffgrenze gehen, bei Präsenz an Ruder und Schoten sind bis 5kn darüber kein Problem, darüber hinaus heißt es aufpassen. Bei raumen Winden wird der scheinbare Wind geringer, der Kat läuft auch bei 30kn von hinten noch erstaunlich ruhig, aber gerade dann darf das rechtzeitige Reffen nicht vergessen werden, denn sonst wird das Anluven durch den Halbwindkurs gefährlich.

Über die Frage, ob Einrumpfboot oder Katamaran sich angenehmer in der Welle verhalten, gibt es viele Diskussionen. Ein Kat ist durch sein geringes Gewicht und durch die hohe Rollstabilität in kurzer hoher Welle am Wind recht ruppig, dafür krängt er weniger. Auf allen anderen Kursen lebt es sich wohl komfortabler als im Einrümpfer. Wir haben jedenfalls schon bei 25kn Wind noch ganz anständig kochen und essen können, ohne die ganze Zeit die Teller festhalten zu müssen. Am Ankerplatz ist er weitaus im Vorteil, weil er kaum rollt. Eine Garantie gegen Seekrankheit ist der Kat allerdings nicht.

Performance unter Motor & Segel

Unter Maschine - Under engine

Die Daten unter Motor sind ohne Einfluss von Welle und Wind bei glattem Wasser ermittelt.  These figures have been collected during flat water and without wind conditions

Unter Segel mit Groß & Fock  Sailing with main & jib

True wind angle & typical boat speed over ground

Die Polaren basieren auf Daten von Outremer und Erfahrungswerten mit Welle im Mittelmeer. Gerade auf der Kreuz ist meist die Welle der limitierende Faktor, um Crew und Boot nicht zu sehr zu quälen. Optimaler Segeltrim ist vorausgesetzt. Bei den raumen Kursen surft die Outremer oft auf der Welle, dann sind wir schneller, bei achterlichem oder halben Wind oft 12-14kn, in der Spitze schon mal über 20kn. Unser bisher bestes ETMAL, also die Strecke über 24h waren 220 Meilen. 

Garderobe

Unser graskarpfen ist mit Selbstwendefock und Gross, Code 0 und Code D ausgerüstet, einen Parasail sind wir probegesegelt. Die Grafik zeigt so etwa die Winkel zum wahren Wind und die wahre Windgeschwindigkeit die wir mit den Leichtwindsegeln gut fahren können. Unter 12kn wahrem Am-Wind Kurs ist das Code 0 eine große Hilfe, es kostet allerdings 5-10° Höhe. Für etwas tiefere Kurse geht das Code D, es ist fantastisch, wie schnell das Boot mit diesem Segel bei moderatem Halbwind wird. Langsam und unschön wird es dann mit allen Segeln so ab 150-160°: die Fock killt und muss weg oder ausgebaumt werden, Code 0 und Code D fallen ein.  Für echte vor dem Wind Kurse bleibt nur Halsen vor dem Wind mit mindestens 40° Halsewinkel - das sind dann 6% Strecke mehr als auf kürzestem Weg, bei 50° schon 11%. Hier ist das Parasail/Wingaker/Oxley Flügelsegel die perfekte Lösung, allerdings im Gegensatz zu allen anderen Segeln nicht mehr so ganz einfach Einhand zu bedienen. Jedes Segel macht Sinn, am ehesten verzichten würden wir bei Neukauf auf das Code D und stattdessen ein Flügelsegel einsetzen. Sollten wir auf Passatwindkurse gehen oder viel Glück an der Börse haben, kommt auf jeden Fall ein solches in die Segelkammer.

Stromversorgung und SailingGen

Als Stromerzeuger haben wir 560W Peak Solarpaneele, die bei voller Sonne gut 30A liefern, die zwei Lichtmaschinen der Diesel mit je ca. 80A Ladestrom und den SailingGen Hydrogenerator, der im  Schnitt etwa 8-10 A beiträgt.

Die  Solarpaneele werden wir in Zukunft ergänzen, zunächst haben wir aber im Sommer 2020 unseren neuen Hydrogenerator testen können. Juni, Juli und August ist Solarstrom im Überfluß vorhanden, aber jetzt im September und Oktober ist die Zusatzladung beim Segeln sehr hilfreich. Gekauft haben wir ihn im wesentlichen für Nachtfahrten. Ein Loch zur Befestigung wollten wir nicht ins Boot bohren, daher haben wir uns eine Klemmvorrichtung gebastelt. Das Gerät ist super in der Handhabung, aus der Plicht heraus wird er über eine Schnur abgesenkt oder angehoben. Einziger Nachteil aller Hydrogeneratoren ist der große Geschwindigkeitsbereich eines Katamarans, der nur bedingt mit einem einzigen Propeller abgedeckt werden kann. Armin, der Entwickler des Systems hat uns nach ersten Rückmeldungen einen verbesserten Controller mit neuer Hard- und Software gebaut und damit sind wir rundum zufrieden. Wir nutzen den einstellbaren Propeller und decken damit den Speedbereich des Bootes von 6-10kn, das sind 95% aller Fahrten, gut ab. Überdrehzahlen beim Surfen auf Wellen verkraftet das System, lediglich bei sehr bewegter See oder superschneller Fahrt nehmen wir das Gerät aus dem Wasser. Summa summarum sind wir sehr zufrieden mit dem Gerät und können es absolut empfehlen. 

Energiebilanz

Untenstehende Tabelle zeigt unsere bisherigen Erfahrungen mit der Energiebilanz des Bootes. Im Sommer haben wir Reserven, in den Zeiten mit kürzeren Tagen fehlt uns etwas Solarpower.

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